Railmen Story // 01.2024 VOM ZUGBEGLEITER ZUM TRIEBFAHRZEUGFÜHRER

Teamwork, Verantwortung und Unabhängigkeit

Lars Körner begann seine Eisenbahn-Karriere als Zugbegleiter bei der agilis Eisenbahngesellschaft in Regensburg. Warum er heute als Triebfahrzeugführer für railmen im Führerstand sitzt, erzählt er uns im Interview.

Warum hast du dich für den Beruf Lokführer/Tf entschieden?
Lars K.:Bei meiner täglichen Arbeit als Zugbegleiter kam ich mit verschiedenen Kollegen, u.a. Triebfahrzeugführern in Kontakt. Mir gefiel die Vorstellung, dass man als Tf jeden Tag etwas zum Gemeinwohl der Gesellschaft beiträgt. Darum versuchte ich diese Ausbildung zu absolvieren und bekam zwei Jahre später die Chance dazu.

Da ich bereits ein ausgelernter Einzelhandelskaufmann war, kam für mich nur der Quereinstieg in Frage. So begann ich meine Ausbildung 2012 zum Triebfahrzeugführer bei der Bayerischen Oberlandbahn in Holzkirchen. Nach bestandener Ausbildung war ich 7 Monate im Dieselnetz Augsburg im Einsatz, bevor ich zum Betriebsstart des MERIDIAN ins Rosenheimer E-Netz wechselte. Dort blieb ich weitere 4 Jahre bevor ich schließlich zur privaten Westbahn ging. Ich absolvierte dort dann 5½ Jahre meinen Dienst und bin nun seit Mai 2023 bei railmen.

Warum hast du dich für railmen als Arbeitgeber entschieden?
Lars K.: Momentan wohne ich noch in Österreich, jedoch möchte ich meinen Lebensmittelpunkt erneut verlegen. Dazu ist es hilfreich, wenn man einen Job hat, bei dem der Wohnort keine größere Rolle spielt. Deshalb habe ich mich entschieden zu einem Dienstleister zu wechseln, wo man nicht fest an ein Einsatzgebiet bzw. ein Liniennetz gebunden ist. Da ich bereits in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen mit einigen Kollegen von railmen gemacht habe und sogar auch ein paar der „railmen’s“ meine Freunde nennen darf, entschied ich mich Anfang 2023 zu railmen zu wechseln.

Bis Ende 2023 war ich für den railmen Kunden SWEG Bahn Stuttgart GmbH im Einsatz. Diese betreibt aktuell Strecken zwischen Stuttgart, Tübingen, Karlsruhe, Heilbronn, Bruchsal, Mannheim, Osterburken und saisonal nach Bad Wildbad.“

Seit Jahresbeginn bin ich zusammen mit einem Kollegen in der Ausbildung bei der Cantus Verkehrsgesellschaft in Bebra. Dort werden wir dann zwischen Kassel, Göttingen, Eisenach und Fulda eingesetzt.

Was gefällt dir besonders an deinem Job?
Lars K.: Ich liebe die Vielseitigkeit des Jobs als Triebfahrzeugführer. Man ist sowohl ein Teamplayer als auch ein Unabhängiger. Man befördert wichtige Güter für die Gesellschaft, oder man befördert selbst die Gesellschaft. Man hat eine hohe Verantwortung, muss wichtige Entscheidungen treffen und man arbeitet mit verschiedenen Stellen zusammen – u.a. mit Zugbegleitern, Fahrdienstleitern, Leitstellen u.v.m.

Wie lassen sich Familie und Beruf für dich miteinander vereinbaren?
Lars K.: Da meine bessere Hälfte ebenfalls bei der Eisenbahn tätig ist, gibt es diesbezüglich keine Probleme was das Verständnis mit Schichtarbeit, besonders an Wochenenden und Feiertagen, angeht. Dennoch ist es schwierig, sich länger und regelmäßiger zu sehen. Darum nutzen wir fast jeden freien Moment, um zusammen zu verreisen oder um Zeit miteinander zu verbringen.

Was war das einschneidendste Erlebnis, was dir im Arbeitsalltag bisher passiert ist?
Lars K.: Das war definitiv der Unfall damals 2016 bei Bad Aibling, bei dem 2 Züge des MERIDIAN frontal zusammengestoßen sind und dabei 4 Tf und 8 Fahrgäste ums Leben kamen. Es passierte in der Frühschicht und traf einen Kollegen aus meiner Dienststelle – es hätte genauso gut mich treffen können. Aber ich hatte Glück, da ich zu der Zeit Spätschichten gefahren bin. Am Morgen des Unfalls war plötzlich die Eisenbahnwelt für mich eine andere. Ich hatte einen persönlichen Bezug zu allen 4 Kollegen und das machte die Sache wirklich unerträglich. Ich kann nur hoffen, dass niemand so etwas durchmachen muss!

Welche Lok oder Strecke würdest du gern einmal (be)fahren?
Lars K.: Wo soll ich nur beginnen? Innerhalb Deutschlands würde ich sehr gern einmal die Sachsen-Franken-Magistrale in Höhe der Göltzschtalbrücke befahren, weil ich damals direkt an dieser Brücke gelebt habe.

Auf europäischer Ebene würde ich sehr gern mal mit dem Bernina Express der Rhätischen Bahn durch die Alpen fahren. Einen besseren Blick auf die Alpen als aus einem Zug wird man sicher nicht bekommen. Außerdem würde ich ebenfalls gern über das Glennfinnan-Viadukt der West Highland Line in Schottland fahren. Weltweit fällt mir sofort die Transsibirische Eisenbahn ein, die mit über 9000 km die längste Eisenbahnstrecke der Welt ist.

Welche Interessen außerhalb des Jobs hast du?
Lars K.: Verreisen ist mein ganz großes Hobby und zum Teil verknüpfe ich das dann auch mit der Branche, in der ich arbeite. Ich habe schon weite Teile Europas erkundet und das auch größtenteils mit der Eisenbahn, wie man anhand der Bilder in meinem Fotoalbum sehen kann. Es fasziniert mich verschiedene Lebensarten und Kulturen kennen zu lernen und auch die hiesigen Eisenbahnen zu erleben und die Unterschiede festzustellen. Aber ich beginne auch allmählich die Regionen außerhalb Europas zu entdecken.

Welche berühmte Persönlichkeit würdest du gern einmal treffen oder hättest du gern getroffen?
Lars K.: Ich denke Neil Armstrong. Damit er mir erzählt, wie es war ins Weltall zu fliegen und wie die Erde vom Mond aus ausgesehen hat. Und vielleicht hätte er mich auf einen nächsten Flug mitgenommen – dann würde mein Traum in Erfüllung gehen.