Railmen Story // 03.2015 RAILMEN-TF JAN KREHL: MIT DER SPURTSTARKEN „U-BAHN“ ÜBER DEN TAUNUS

SPURTSTARK ÜBER DEN TAUNUS FÜR DIE FRANKFURT-KÖNIGSTEINER EISENBAHN

Das Aussehen der Hamburger U-Bahn, die Geräuschkulisse der alten Berliner S-Bahn und der Dieselmoter der 628 – das ist der VT2E, ein spurtstarker, dieselelektrischer Triebwagen, mit dem ich auf der Frankfurt-Königssteiner Linie der Hessischen Landesbahn (HLB) fahre. Der VT2E ist der Anlass für meine kurze Geschichte dieses spannenden Teils der HLB. Die HLB wiederum ist – was uns ganz besonders freut – seit vielen Jahren railmen ein zuverlässiger Partner.

Ein ungewöhnlicher Triebwagen

Entwickelt wurden die Triebwagen aus der ursprünglichen Hamburger U-Bahn Baureihe DT2/DT3, welche ab 1962 gebaut wurden. Die ersten VT2E Triebwagen hat die Norddeutsche AKN – eines der ältesten Schienenunternehmen Deutschlands - für den Hamburger Vorortverkehr beschafft. Auch die Graz-Köflacher Eisenbahn fahren mit diesem Typ. Seit 1987 fährt hat die Frankfurt Königsteiner Eisenbahn Fahrzeuge des VT2E für die Lokalbahn Frankfurt-Königstein. Eine zweite Bauserie bestellte ab 1992 der Hochtaunuskreis für die Taunusbahn der HLB. Ab Mitte 2006 wurden alle VT2E der Frankfurt-Königssteiner und der Taunusbahn optisch modernisiert. Zum Einsatz kommen die Triebwagen abwechseln mit dem LINT und dem 928 auf der Königsteiner Bahn, der Sodener Bahn und der Taunusbahn.

Die Taunusbahn - erfolgreiche Übernahme der Strecken von der DB

Bei der Taunusbahn handelt es sich um die Bahnstrecke von Friedrichsdorf nach Brandoberndorf. Bereits 1895 wurde die Strecke in Betrieb genommen. Die Deutsche Bundesbahn hatte die Strecke abgewirtschaftet und nur sporadisch bedient. An Wochenenden ruhte der Zugverkehr. Zwischen Grävenwiesbach und Brandoberndorf waren bereits die Gleise abgebaut. An Zugverkehr war hier nicht mehr zu denken. 1989 dann kaufte der Hochtaunuskreis die Strecke von der DB, 1996 der Lahn-Dill Kreis den Abschnitt Grävenwiesbach-Brandoberndorf. Beide Landkreise sanierten Gleise und Signaltechnik. Und beauftragten die HLB, die Strecke als Infrastruktur- und Eisenbahnunternehmen zu betreiben.

Erstes elektronisches Stellwerk überhaupt

Seitdem können die Strecken mit bis zu 80 km/h befahren werden, überwacht vom ersten Elektronischen Stellwerk Deutschlands, entwickelt und in Usingen installiert von SIEMENS. Die Züge fahren heute im 30 Minuten Takt bis Bad Homburg. Zur Hauptverkehrszeit wird im 15 Minuten Takt gefahren, während einzelne Züge als Eilzug bis Frankfurt Hbf durchfahren. Auf Grund der stark gestiegenen Fahrgastzahlen wurde vom Hochtaunuskreis beschlossen, die Strecke bis Usingen jetzt sogar zu elektrifizieren.

Dieselpioniere bei der Frankfurt Königssteiner

Bei der FKE Frankfurt Königsteiner Eisenbahn handelt es sich um eine klassische Vorortbahn, die bereits 1902 offiziell eröffnet wurde. Relativ früh ersetzte die FKE alte Dampfzüge – sie setzte als einer der ersten Eisenbahnen Deutschlands auf Dieselbetrieb, während die Deutsche Bundesbahn noch Jahrzehnte mit Dampf fuhr. Die damals beschafften Dieseltriebwagen fahren heute immer noch im Südharz für die Kreisbahn Mansfelder Land (KML) für die sogenannte „Wipperliese“, einer Regionalbahn durch das Tal der Wipper. (Allerdings steht die „Wipperliese“in diesen Tagen vor dem Aus.)

Schnellstarter VT2E ideal für die Frankfurt-Königssteiner

Auch mit der von einer U-Bahn abstammenden VT2E war die FKE innovativ: Denn die beschleunigen für Dieselfahrzeuge außergewöhnlich gut, fahren bis heute sehr zuverlässig, bremsen elektrisch und sind robust. Für den schnellen Fahrgastwechsel und kurzen Fahrzeiten gibt es vier Türen auf jeder Bahnsteigseite.

Jetzt für den Taunus optimierte LINT

Vor ungefähr zehn Jahren wurden zur Verstärkung neue LINT Triebwagen vom RMV für die Strecke beschafft. Die Züge fahren jetzt alle bis Frankfurt // Hauptbahnhof. VT2E und LINT-Triebwagen wechseln sich ab. Die LINT wurden als Hochflurwagen bestellt – wegen der hohen, dem VT2E geschuldeten, Bahnsteige. Und: Die Motoren sind stärker wegen der Steigungen in den Taunus.